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Agieren statt reagieren: Warum Wissen einen Vorsprung schafft



Martin Lott schult seit über 20 Jahren Betriebsräte zum Thema Entgeltgestaltung. Langweilig und kompliziert? Im Gegenteil!

Das Thema Entgelt-Eingruppierung ist für Martin Lott das »Brot- und Buttergeschäft« von Betriebsräten. Aber wie das mit Brot und Butter so ist: Sie sind so selbstverständlicher Alltag, dass sie nicht immer so gewürdigt werden, wie sie es verdienen. So beobachtet Martin Lott das auch mit dem Thema Eingruppierungen und im Speziellen mit ERA: Der Diplomingenieur berät und schult seit über 20 Jahren Betriebsräte zum Thema Entgeltgestaltung.


Dabei geht es um Fragen, die bei jeder Einstellung, bei jeder Versetzung, aber auch bei jeder Überprüfung der Eingruppierungen zu beantworten sind: Wie funktioniert das mit der anforderungsbezogenen Entgeltgestaltung? Welche leistungsbezogenen Komponenten gibt es? Welche Zulagen?


Vor rund 25 Jahren wurde ERA erkämpft, und schnell bildeten sich Expert*innen aus, die die Instrumente zu spielen wussten und das für ihre Kolleg*innen einsetzten. Doch jetzt braucht es eine neue Offensive. Denn nicht nur auf Seiten der Gewerkschaft verabschieden sich viele der Tarifexpert*innen in den Ruhestand, »sondern auch bei den Arbeitgebern findet ein Generationenwechsel statt. Da wird jetzt vieles in Frage gestellt, was jahrzehntelang selbstverständlicher Konsens war«, sagt Lott.



Auf diese Fragen brauchen Betriebsräte entschlossene Antworten. Und nicht nur das: »Ich erlebe oft, dass Betriebsräte nur reagieren. Ich will sie aber in die Lage versetzen, von sich aus aktiv zu werden«. Nur dann könnten sie das Thema Eingruppierung strategisch einsetzen. Nur wer weiß, wie sich das Entgelt zusammensetzt, kennt die Hebel, an denen man ansetzen kann, um die Höhe zu verändern. »Wir reden beispielsweise immer über Transformation. Aber wenn sich die Anforderungen an Arbeitsplätze ändern, muss auch die Eingruppierung überprüft werden«, erklärt Lott.


Für ihn ist das Thema Eingruppierung auch nach so langer Zeit noch ein »Herzensthema«: »Es geht schließlich um das Geld der Menschen, um ihre Lebensgrundlage!« Und es ist eines, das niemals in die Schublade gehört: »Wir müssen für Veränderungen ja immer die richtigen Hebel finden«.

Dafür bietet Lott Seminare über die Betriebsratsakademien an, aber berät auch vor Ort in den Unternehmen. In strittigen Fällen wird er um Vermittlung gebeten oder um Begleitung, wenn das System ERA neu eingeführt oder alle Eingruppierungen überprüft werden sollen.

Und auch wenn die Materie kompliziert ist, sei sie doch keineswegs langweilig: Weil jede und jeder ja persönliche Erfahrungen mit dem Thema hat, »sind die Seminare ausgesprochen lebens- und praxisnah. Es gibt immer sehr viele Beispiele und Berichte aus den Betrieben«, erzählt Lott. Für ihn ist dabei immer das Ziel: »Ins Handeln kommen!«


Was ist ERA?

Der erste Entgelt-Rahmentarifvertrag (ERA-TV) wurde 2003 in Baden-Württemberg abgeschlossen. Es folgten die anderen Tarifgebiete. ERA hat die bis dahin gültigen unterschiedlichen Regeln zur Entgeltfindung von ArbeiterInnen und Angestellten in der Metall- und Elektroindustrie abgelöst. Seither gelten einheitliche Regeln für das Entgelt der Beschäftigten. In ERA gibt es – je nach Tarifgebiet – bis zu 17 Entgeltgruppen und diverse -stufen.  Bei der betrieblichen Einführung des ERTV müssen alle Beschäftigten neu eingruppiert werden. Der Arbeitgeber macht dazu einen Vorschlag, dem der Betriebsrat zustimmen muss. Dies gilt auch bei personellen Einzelmaßnahmen, wenn Menschen eingestellt oder versetzt werden.

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