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Dieses Fachwissen brauchen wir unbedingt

Aktualisiert: 24. Juni



Als Michaela Heid 2006 in den Betriebsrat der Vacuumschmelze in Hanau nachrückte, sollte in dem Betrieb gerade das Entgeltrahmenabkommen (ERA) eingeführt werden. »Da kannst du dich drum kümmern«, sagte die damalige Betriebsratsvorsitzende. Und das hat Michaela Heid getan. Inzwischen ist sie stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und ERA-Expertin. »Wenn man sich gut damit auskennt, fällt es leicht, die Eingruppierung einzuschätzen, wenn jemand von seiner konkreten Tätigkeit erzählt.«

Die Einführung von ERA sei schon eine große Umstellung gewesen. Seitdem ist für die Höhe der Bezahlung nicht mehr entscheidend, was man die meiste Zeit macht, sondern welche Tätigkeit der Arbeit »das Gepräge« gibt: »Das ist vielleicht eine Tätigkeit, die nur viermal im Jahr vorkommt, die ich aber beherrschen muss«, erklärt Michaela Heid.


Im Betriebsrat jemanden zu haben, die oder der sich mit ERA auskennt, hält die Expertin für essenziell: »Dieses Fachwissen brauchen wir unbedingt«. Man müsse sich als Betriebsrat ja mindestens so gut auskennen, wie die Mitarbeitenden der Personalabteilung. Für sie ist Entgeltgestaltung einer der wichtigsten Aspekte der Betriebsratsarbeit. »Es geht ja ganz unmittelbar um das Geld der Kolleg*innen. Und dafür haben wir mit ERA einen Hebel. Die Systematik macht die einzelnen Arbeitsplätze vergleichbarer und sorgt für mehr Gerechtigkeit bei der Eingruppierung.«


Eine exakte Wissenschaft sei die Eingruppierung trotzdem nicht: »Ich finde beispielsweise, dass Tätigkeiten, die überwiegend von Frauen ausgeführt werden, oft schlechter bewertet werden als die von Männern«. Und auch die Erfahrung kommt für sie zu kurz: »Wenn sich bei jemandem die Tätigkeit an sich nicht ändert, bleibt er immer auf der gleichen Stufe«. Sie würde sich deshalb wünschen, dass die oft jahrzehntelange Erfahrung zu einer höheren Entlohnung führen würde.


Heute ist in der Vaccumschmelze fast jeder Arbeitsplatz eingruppiert und exakt beschrieben.

»Als Betriebsrat stimmen wir keiner Stellenausschreibung zu, zu der es keine exakte ERA gibt.« Sich in dem System zu Hause zu fühlen, das in Hessen aus elf Entgeltgruppen besteht, dauert: »Um da fit zu sein, braucht es viele Jahre«, sagt Michaela Heid. Sie rät deshalb: »Es ist wichtig, dass sich Leute aus dem Betriebsrat in das Thema tief einarbeiten«. Ihr Tipp: »Holt Euch jemanden ins Haus«. Bei der Vaccumschmelze wären beispielsweise Kolleg*innen von der IG Metall zusammen mit Martin Lott für einige Tage ins Unternehmen gekommen und hätten die einzelnen Arbeitsplätze betrachtet und mit den Betriebsrät*innen gemeinsam analysiert. »Das hat uns sehr geholfen. Da hatten wir viele AHA-Erlebnisse«.


Die kontinuierliche Auseinandersetzung bleibt auch bei den Kolleg*innen im Betriebsrat positiv hängen: »Zur Entgeltreihe unserer Geschäftsstelle konnte ich jetzt schon einige Kolleg*innen zur Teilnahme motivieren.«



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