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Wenn Entgelt zum Bildungsthema wird

Aktualisiert: 20. Juni

IG Metall Hanau-Fulda | Wie Entgeltgestaltung, Bildungsarbeit und Beteiligung zusammengehören, und wieso immer wieder neu das Wissen über gewerkschaftliche Themen aktualisiert werden muss, haben wir vor Ort in der IG Metall Hanau Fulda nachgefragt. Matthias Ebenau, neu gewählter erster Bevollmächtigter startet mit Kevin Eckert und dem Team der Geschäftsstelle nach dem Sommer eine Bildungsreihe Entgeltgestaltung. Die Idee: beteiligungsorientierte Gewerkschaftsarbeit in den Betrieben mit Tarif-Know-How verknüpfen das Thema zum verbindenden Element der Geschäftsstelle werden lassen. Das Ziel: Die IG Metall stärker machen! 


Kevin, ihr macht im Herbst für eure Geschäftsstelle eine Seminarreihe »Entgeltgestaltung«. Wie seid ihr dazu gekommen?

 

Im letzten Jahr haben wir unser regionales Betriebsräte-Netzwerk wieder aufleben lassen. Bei den Netzwerk-Treffen kamen immer wieder Fragen zur Entgeltsystematik, Eingruppierungen, Leistungsverdichtung und Leistungsentgelte oder Leistungszulagen auf.

 

Wir haben festgestellt, dass bei vielen Betriebsrät:innen das Fachwissen über die Möglichkeiten zur Entgeltgestaltung in den letzten Jahren durch den Generationenwechsel verlorengegangen ist, aber gleichzeitig ein großes Informationsbedürfnis besteht und die Bereitschaft da ist, eine gute betriebliche Entgeltpolitik voranzutreiben.

 

Das hat uns motiviert, zusammen mit der BetriebsratsAkademie Mitte eine branchenübergreifende, regionale Seminarreihe »Entgeltgestaltung« zu entwickeln. Ziel ist, dass unsere Betriebsrät:innen fachliche und methodische Kompetenzen zu den tariflichen und rechtlichen Regelungen der Entgeltgestaltung erfahren, das nötige Rüstzeug bekommen und das Wissen in der betrieblichen Praxis auch anwenden und betriebspolitisch und beteiligungsorientiert umsetzen können.

 

Matthias, du startest als neuer Bevollmächtigter in der Geschäftsstelle Hanau-Fulda gleich mit dem Schwerpunkt Entgelt. Hat die IG Metall vor Ort da eine Leerstelle?

Eine Leerstelle im Sinne eines akuten Defizits sicher nicht. Aber wie überall sonst müssen auch wir einem voranschreitenden Kompetenzverlust aktiv entgegenwirken. Denn die Generation von Betriebsrät:innen und Vertrauensleuten, die die ERA-Tarifverträge seinerzeit aktiv in den Betrieben mit eingeführt haben, geht nach und nach in ihren Ruhestand. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass eine neue Generation von Entgelt-Expert*innen ausgebildet wird.

 


Kevin, was hat das Thema Eingruppierung in den Betrieben mit Beteiligungsprozessen zu tun? Hofft ihr, die IG Metall Hanau-Fulda als Mitglieder-Geschäftsstelle nach vorne zu bringen?

Wenn Betriebsräte Eingruppierungen rein auf dem tarif- oder betriebsverfassungsrechtlichen Weg – ohne die Beteiligung der Beschäftigten – regeln wollen, gibt es fast immer große Widerstände gegen die neue Eingruppierungsstruktur. Ohne Beteiligung der Belegschaft fällt meist auch die Eingruppierung niedriger aus – das kann nicht unser Interesse sein.

 

Wir brauchen von Anfang an eine transparente und konsequente Beteiligung aller Beteiligten. Die Beschäftigten müssen mitgenommen werden, ihre Sichtweisen und Ideen sollen sie einbringen können und dazu befähigt werden, im Konfliktfall gute Eingruppierungen mit tarif- und betriebspolitischen Werkzeugen dann auch durchzusetzen. Und genau das macht dann unsere IG Metall stärker. In den Betrieben und auch in der Geschäftsstelle.

 

Matthias, ist das Thema Entgelt und Eingruppierung bei euch ein Tarifthema oder ein Bildungsthema?

Das sollte man meines Erachtens nicht trennen. Als sehr langjähriger ehren- und später hauptamtlicher Bildungsreferent für die IG Metall habe ich mal gelernt, dass gewerkschaftliche Bildung »Zweckbildung für die gesellschaftliche Auseinandersetzung« ist. Dieser Leitsatz kommt vielleicht auf den ersten Blick etwas kompliziert daher, sagt im Kern aber einfach aus, dass politische Praxis und Bildung sich in unserem gewerkschaftlichen Verständnis nicht trennen lassen. Deshalb ist unsere Qualifizierungsreihe ganz nah an den Betrieben und hat die Umsetzung des Gelernten immer direkt mit im Blick. Das gilt übrigens im größeren Maßstab genauso für die Tarifpolitische Bildungsoffensive, die die IG Metall gerade bundesweit gestartet hat.


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